Die Konferenz vom 16. Mai zählte in etwa hundert interessierte Gäste und bot eine wichtige Diskussionsplattform über die Visionen des Handwerks zu Europa sowie den Rahmen zum offiziellen Festakt des 30jähigen Jubiläums der Zusammenarbeit innerhalb des Interregionalen Rates der Handwerkskammern der Groβregion (IRH), einem in Europa einzigartigen Zusammenschlusses der Handwerkskammern.
Während seiner Begrüβung, hob Tom Oberweis, Präsident der Chambre des Métiers Luxembourg, den politischen Rahmen hervor, in dem sich die spezifischen Vorschläge des Handwerks und SMEunited, ansiedeln : „Wenn die rezente Erklärung von Sibiu zugute gehalten werden muss, dass sie einen übergreifenden Konsens darstellt und die groβen Verpflichtungen Europas hervorstreicht, so bleibt die Europäische Einheit – unter anderem bei der Einwanderungsthematik – eine wesentliche Herausforderung für die europäischen Staatschefs. Angesichts der kommenden Europawahlen, weist das weitgehende Auseinanderklaffen der Europabefürworter und der Euroskeptiker darauf hin, dass die europäischen politischen Verantwortlichen sich schnellstens über die neuen strategischen Prioritäten der Union einigen sollten. Es geht fortan darum, über die guten Vorsätze hinweg, konkrete Projekte zu definieren. Die KMU des Handwerks sind bereit sich für Europa zu engagieren und eine gemeinsame Vision zu unterstützen.“
Das Handwerk verlangt ein Small Business Act – Version 2.0
Tom Oberweis schlussfolgert : « Die EU muss in Zukunft noch besser auf die Belange der KMU eingehen durch eine gezieltere Unternehmenspolitik, anhand von angepassten Instrumenten und einer verstärkten Unterstützung, um auf die neuen Herausforderungen reagieren zu können. Es ist deshalb unumgänglich, dass die EU eine klare Roadmap für die nächsten fünf Jahre ausarbeitet und diese auch veröffentlicht. Das Handwerk fordert in diesem Rahmen ein « Small Business Act – Version 2.0 », welcher unter anderem den neuen sozialen und wirtschaftlichen Gegebenheiten Rechnung trägt, der Kreislaufwirtschaft, der Klimaproblematik sowie der Digitalisierung. »
Rudi Müller, Präsident des IRH, und somit der 12 Handwerkskammern der Groβregion, wies in seiner einleitenden Rede auf die Erwartungen des Handwerks an das EU-Parlament hin. Die Vorschläge wurden in einer « Erklärung » zusammengefasst, welche die 10 Prioritäten des Handwerks hervorstreicht. Er hob zudem hervor, dass eine einheitliche Umsetzung der Texte in der EU ein prioritäres Ziel sein müsste, u.a. im Entsendebereich. Die Belange der kleinen Betriebe müssten an erster Stelle in Betracht gezogen werden und der grenzüberschreitende Impakt, wie er in der Groβregion gelebt wird, sei bei neuen, auf europäischer Ebene diskutierten, Initiativen ein zentraler Punkt. Da die Texte praxistauglich sein sollten, käme es in Zukunft darauf an, den „KMU-Test“ bei jeder Etappe des europäischen Gesetzgebungsprozesses vorzusehen.
Der Mittelstandsminister Lex Delles legte seine Vision eines für KMU vorteilhaften Umfeldes, insbesondere des Zugangs zu grenzüberschreitenden Märkten (z.B. Problematik der räumlichen Beschränkungen), und den wesentlichen Aspekten seiner Politik in Luxemburg (Digitalisierung, neuer Aktionsplan für KMU, „Second Chance“ für gutgläubige Konkursiten, Modernisierung des Niederlassungsrechtes, Reform der Gesetzgebung bezüglich der Öffnungszeiten, Innovationspolitik für KMU). Er hat insbesondere die anwesenden Studenten und Lehrer des „Lycée des Arts et Métiers“ aus Luxemburg begrüsst, die das Thema Europa in den Schulklassen diskutierten.
Zwei europäische Gäste legten ihre spezifischen Standpunkte dar. Einerseits, hielt Maarit Nyman von der DG GROW der Europäischen Kommission einen Vortrag über die verschiedenen Facetten der EU-KMU-Politik und der Instrumente der Juncker Kommission.
Andererseits, trug Véronique Willems, Generalsekretärin von SMEunited, eine kritischere Position vor, mit Blick auf die EU-Politik und präsentierte zudem die « Prioritäten » des SMEunited Memorandums.
Der IRH – ein Netzwerk im Dienste der Groβregion
Liliane Lind, Präsidentin der Chambre de Métiers et de l’Artisanat de la Moselle, nahm die Gelegenheit wahr, auf die Wichtigkeit des Handwerks der Groβregion einzugehen, mit seinen 170.000 Betrieben, 700.000 Beschäftigten und 50.000 Auszubildenden. Sie hob die wesentlichen Etappen der interregionalen Zusammenarbeit zwischen den Handwerkskammern im Laufe des 30jährigen Bestehens des IRH hervor. Der IRH wurde 1989 in Luxemburg gegründet und das Generalsekretariat ist seit den Anfängen bei der Chambre des Métiers Luxembourg angesiedelt.
Ein « Clip » wurde vorgetragen, der die wichtigsten Momente der langjährigen Zusammenarbeit zwischen den Handwerkskammern während der letzten drei Jahrzehnte hervorstrich, mit einem besonderen Fokus auf die neuen, seit 2009 von IRH-Präsident Rudi Müller eingeleiteten Initiativen, Präsident Müller, welcher letztes Jahr für ein drittes Mandat bestätigt wurde.
Erwartungen des Handwerks an Europa
Die Erwartungen des Handwerks an Europa wurden während des vom Journalisten Christophe Langenbrink moderierten Diskussionspanels erörtert. Hier wurden die Meinungen der Vertreter des Junghandwerks der Groβregion (Sébastien Steffes, Präsident des « Jonk Handwierk » aus Luxemburg ; Kai Leonhardt, 1. Vorsitzender des « Forums Junges Handwerk » aus Trier ; Helmut Zimmer, Präsident des « Handwerkerforums » des Saarlandes ; Anne Back, Direktor für wirtschaftliche Angelegenheiten, CMA Moselle) mit den Positionen der Vertreterin der Europäischen Kommission und denjenigen von Guy Keckhut, Direktor des CNAM aus Nancy konfrontiert. Letzterer schloss die Konferenz in seiner Funktion als Vertreter des Institutes der Groβregion (IGR) mit dem Vorschlag ab, über den IGR, eine gezielte Unterstützung zur Vermittlung der veröffentlichten „Erklärung“ des Handwerks der Groβregion an die europäischen Instanzen vorzusehen.
Erklärung des IRH im Rahmen der Europawahl 2019: Europa gestalten mit den KMU des Handwerks
Rede Präsident Tom Oberweis (französische Fassung)
Rede Präsidentin Liliane Lind (französische Fassung)
Vortrag von Mme Maarit Nyman – DG GROW – Commission européenne
Vortrag von Mme Véronique Willems – SMEunited