Die von den verschiedenen Handwerkskammern der Großregion durchgeführte Konjunkturanalyse für das erste Halbjahr 2024 zeigt eine kontrastreiche wirtschaftliche Situation für den Handwerkssektor, die je nach Region von unterschiedlichen Herausforderungen und Perspektiven geprägt ist. So zeigt beispielsweise der Bausektor in mehreren Regionen Anzeichen einer Schrumpfung. In Luxemburg erreichte die Aktivität aufgrund des schrumpfenden Wohnungsmarkts, steigender Zinssätze und höherer Energiekosten einen historischen Tiefstand. Auch im Département Moselle berichteten Bauunternehmen über finanzielle Schwierigkeiten, während die Provinz Luxemburg trotz eines allgemeinen Rückgangs der Insolvenzen einen leichten Anstieg der Zahl der Unternehmen ohne Mitarbeiter verzeichnete.
Die Nachfrage und die Aufträge sind ein weiterer entscheidender Punkt für den Vergleich zwischen den Regionen. In Rheinland-Pfalz ging die durchschnittliche Auftragsdauer zurück, was auf eine schrumpfende Nachfrage hindeutet, obwohl die Aussichten für die nächsten Monate weiterhin optimistisch sind. Im Saarland hingegen war ein deutlicher Rückgang der Aufträge und Umsätze zu verzeichnen, wobei die durchschnittliche Auftragsdauer deutlich zurückging. In Luxemburg führte der Druck auf den Bausektor zu einem deutlichen Rückgang der Immobilientransaktionen und der VEFA-Verkäufe („vente en état futur d’achèvement“).
Auch die Arbeitsmarktbedingungen im Handwerkssektor sind von Region zu Region unterschiedlich. In Luxemburg verlor das Baugewerbe in der zweiten Jahreshälfte 2023 mehr als 2.000 Arbeitsplätze, während in Rheinland-Pfalz 71 % der Unternehmen ihre Beschäftigtenzahl konstant hielten und 12 % von ihnen einen Anstieg planten. Während die Unternehmen in Moselle aufgrund eines Mangels an qualifizierten Bewerbungen mit Einstellungsschwierigkeiten zu kämpfen haben, sieht sich das Saarland seinerseits einem angespannten Arbeitsmarkt gegenüber, auf dem 23 % der Unternehmen ihre Belegschaft reduzieren mussten, während 14 % zusätzliches Personal einstellten.
Die wirtschaftlichen Aussichten und die Erwartungen der Handwerksbetriebe bieten einen weiteren Analysepunkt. In Luxemburg gehen die Projektionen für das zweite Quartal 2024 nicht von einer unmittelbar bevorstehenden Erholung aus, wobei die Erwartung besteht, dass der Geschäftsindikator auf seinem derzeitigen Niveau bleibt. In Rheinland-Pfalz rechnen 83% der Unternehmen mit einer gleichbleibenden oder verbesserten Wirtschaftslage, und das trotz eines leichten Rückgangs des Geschäftsklimaindikators. Im Saarland stieg der HWK-Geschäftsklimaindex, was auf ein mäßiges Vertrauen in die Zukunftserwartungen hindeutet, während die wirtschaftlichen Aussichten in Moselle ebenfalls positive Anzeichen zeigen, insbesondere im Dienstleistungssektor und im verarbeitenden Gewerbe.
Schließlich spiegeln die strukturellen Herausforderungen und die von den einzelnen Handwerkskammern vorgeschlagenen Lösungen die Vielfalt der regionalen Kontexte wider. In Luxemburg wird die Bedeutung einer unterstützenden Politik für den Immobilienmarkt hervorgehoben, während in Rheinland-Pfalz und im Saarland der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften und die Notwendigkeit, die duale Ausbildung zu stärken, betont werden. Im Departement Moselle wird die Unterstützung der Handwerkskammer gefordert, um die Hindernisse und Schwierigkeiten bei der Personaleinstellung zu überwinden und so die Entwicklung des Handwerkssektors zu gewährleisten.
IRH Konjunkturanalyse des Handwerks in der Grossregion I 2024
Weitere Quellen :